vom 11. bis 17. Juni 2020
Nur 2 Tage nach der teilweisen Aufhebung der Reisebeschränkungen innerhalb Spaniens fuhren wir mit der Fähre von Mallorca nach Menorca, auf einem schnellen Katamaran. Genau 1 Std. und 20 Min. dauerte die Seefahrt mit Maske, das Ausladen mit Fiebermessen (auch vor dem Betreten des Schiffes) und Abgabe eines ausgefüllten Datenbogens pro Person zog sich genauso lange hin. Kein Wunder, das Schiffs- und Sanitärpersonal muss sich auch erst an die Umsetzung der vielen neuen Verordnungen gewöhnen. Abgesehen davon, dass Gabriel unsere Maggie im Rückwärtsgang die schmale Rampe runtersteuern musste, während das Personal mich mit "tranquila, Señora" beruhigte.
Auf der Rückfahrt eine knappe Woche später ging das alles 3x so schnell, da hatte sich die nueva normalidad schon eingespielt.
Unsere Übernachtungsplätze
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Die Übernachtung auf dem Stellplatz in Es Mercadal in der Inselmitte kostet 8 € einschließlich Stromanschluss, Anmeldung und Bezahlung erfolgt im Büro der Policia Local auf dem Gelände, zumindest offiziell. Tatsächlich versuchte Gabriel mehrfach zu zahlen, wurde aber jedesmal weggeschickt. Es sieht so au,s als ob Rathaus und Polizei sich dieser Tage nicht über die Zuständigkeit einigen können.
Mit den Parkplätzen hatten wir großes Glück und störten auch dort niemanden, das wird in Zeiten ohne Virus und mit vielen Touristen und einheimischen Badegästen nicht so einfach sein.
In CIUTADELLA staunten wir über einen großen Platz mit festem Sand in der Verlängerung des Hafenbeckens. Einmal im Jahr, an San Juan (24. Juni), finden hier wilde Reiterspiele statt. Dann ist es so voll, dass man keinen Fuß vor den anderen setzen kann. Logisch, dass das Fest auf der Sa Pla in diesem Jahr der Pandemie ausfällt.
Aus unserer kurzen Reise wurde eine richtig schöne Woche, Menorca ist so ganz anders als Mallorca. Man kann hier nicht auf Berge klettern und auch nicht kilometerlang am Strand wandern, es gibt keine Superkathedrale und schon gar keinen Ballermann, und sturzbetrunken oder bekifft vom Balkon zu springen, ist noch nicht in Mode gekommen und wird es hoffentlich auch nie.
Dafür bietet die Insel eine hügelige Landschaft mit vielen Kühen als Quelle für den berühmten Mahón-Käse, malerische
Dörfer im Inneren und kleine Touristenorte an der Küste, und wer will, kann sich Menorca auf dem Cami de Cavalls erobern. Auf dem Mountainbike, zu Fuß oder mit Pferd, die 185 km führen
rund um die Insel. Es ist der alte Pferdeweg, den die britischen Besatzer zur Überwachung der Insel eingerichtet hatten.
Es Mercadal
ist ein malerischer Ort, weiß getüncht wie alle Dörfer auf Menorca. Hier leben über 5.000 Menschen dauerhaft, was wir am belebten Stadtbild sehen konnten. Erst vor kurzem durften Bars und Restaurants wieder öffnen, ihre Terrassen waren gut besetzt auch ohne Touristen. Und die Geschäfte nicht nur in der Fußgängerzone luden zum Einkaufen ein, was es mir ermöglichte, mit dem Erwerb eines Sommerkleides die örtliche Wirtschaft zu unterstützen ;-)).
Uns fiel auf, wie gepflegt der Ort ist, ohne herumliegenden Müll und mit sauberen Straßen.
Zweimal kehrten wir im Restaurant Tast ein und wurden auch bei der Wiederholung nicht enttäuscht. Geboten wird eine kleine Karte mit raffinierten (aber nicht übertrieben!) Gerichten aus frischen Produkten, aus der man sich sein 3-Gänge-Menü zusammenstellen oder ein Tellergericht auswählen kann. Das Restaurant ist nicht billig, aber seinen Preis wert und war beide Male erstaunlich gut besucht von Einheimischen Gästen. Nicht nur hier waren wir die einzigen Touristen weit und breit.
Restaurant Tast (unbezahlte und nicht bestellte Werbung) - Anklicken zum Vergrößern
Wir hatten unsere Elektroräder dabei und zwei schöne Touren unternommen. Schön und für mich anstrengend, weil die Hügel in Kombination mit Gegenwind (auf Menorca ist es eigentlich immer windig) mich forderten. Die Abfahrten zu den Buchten sind was Feines, und zu manchen kann man gar nicht mit dem Auto gelangen, geschweige denn mit einem Wohnmobil. Das finden wir gut!
Die Cala Tirant in der Nähe von Fornells hat mich vor allem mit einer wohl seit Jahren verlassenen Bar beeindruckt, die innen vollständig mit Graffitis ausgemalt wurde. Auch einige Möbel stehen hier, genauso wie in einer Höhle ein Stückchen weiter oben. Wer sich hier wohl ab und zu entspannt?
Jeder Hafen hat seinen eigenen Reiz. In Ciutadella war dies für uns die Verlängerung mit der Es Pla,
ES CASTELLS punktet mit Restaurants und Bars, ein Lokal nach dem anderen zum Chillen, preiswert Essen oder Fine Dining. Normalerweise, noch war hier wenig Leben, das aber hoffentlich noch kommen wird.
MAHÓN hat das längste natürliche Hafenbecken Europas (!) und nach Sydney sogar das zweitlängste der Welt!
ES GRAU
war einmal ein verschlafenes Fischerdorf im Osten Menorcas und ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Weiß getünchte Häuser auch hier mit verwinkelten schmalen Gassen, wenigen Bars/Restaurants und ein Kajakverleih.
Was man wissen muss: Der Strand gehört zum Naturschutzgebiet S’Albufera des Grau und ist Ausgangspunkt für Wanderungen durch den Park. Oder man macht es
umgekehrt, stellt sein Auto auf dem offiziellen Parkplatz ab und erfrischt sich nach der Wanderung mit einem Bad im Mittelmeer.
ES MIGJORN GRAN
ist wohl das einzige Dorf in Spanien, dessen Zufahrtsstraßen im Sommer verbarrikadiert werden, womit der gesamte Ort zur Fußgängerzone wird. Zumindest erzählte uns dieses Detail ein Freund, der vor 40 Jahren dort gelebt hat. Tatsächlich haben wir Absperrgitter gesehen, die bei Bedarf die Straßen verschließen können.
Auf jeden Fall liegt Ruhe über den sauberen Straßen, nur wenige Autos waren unterwegs. Aber jede Menge Dekoration sahen wir. Einfach so, an den Fassaden, vor den Häusern, zu beiden Seiten am Straßenrand.
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