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Selber fahren macht Frauen satt

 

Auf Mallorca leben und sein funkelniegelnagelneues erstes Wohnmobil kurz vor der dänischen Grenze abholen – glauben Sie mir, das ist Abenteuer pur und fährt an die Grenzen der Selbsterfahrung! Unsere erste Reise war eine Herausforderung, die Gabriel exklusiv am Steuer und ich nur auf dem Beifahrersitz bewältigten. Wohnmobil-Klassik eben.

 

Bis wir in Besalú (Katalonien, Provinz Girona) auf dem Parkplatz P 3 übernachteten. Es war das erste Mal, das wir frei standen, auf fest gefahrenem Gras und zusammen mit drei oder vier anderen Campern. Jedenfalls abends. Am Morgen erwachten wir allein auf weiter Flur.

 

Da wollte ich es plötzlich wissen und setze mich hinters Steuer. Auf dieser großen Wiese ohne Stock und ohne Stein, ohne Baum und ohne Strauch konnte schließlich nichts passieren. ZweiRunden drehte ich, einmal links und einmal rechts herum, und fuhr auch ein paar Meter im Rückwärtsgang. Was mich am meisten überraschte: Ich brauchte keine körperliche Kraft, um unser Wohnmobil zu beherrschen. Maggie reagierte auf Lenken und Schalten, auf Bremsen und Gasgeben genauso wie ein Pkw.

 

Trotz Motor-Abwürgen und Holter-die-Polter-Bremsen hatte ich mich in Besalú klasse gefühlt auf dem Fahrerthron. Mein Entschluss stand fest, zuhause wollte ich üben. An vier Sonntagen hintereinander fuhren wir in ein großes Industriegebiet am Stadtrand, wo ich das Steuer übernahm und brav Gabriels Anweisungen folgte.

 

Ein Industriegebiet am Sonntag bedeutet breite Straßen ohne Verkehr, freie Parkplätze und keine Zuschauer, die belustigt ihre Augen rollen. Oder die sich die eine oder andere abfällige Bemerkung nicht verkneifen können. Auch ist es praxisnäher als das Üben auf großen Parkplätzen.

 

Am vierten Sonntag durfte ich Maggie durch schmale Wege auf ihren Stammplatz zurückbringen, und am fünften ging es bereits über die Autobahn Richtung Südwesten. Hier fuhr ich stolz wie Oskar bei einer Freundin vor. Stolz ist auch Gabriel auf seine Frau und freut sich, dass er mitunter entspannt die Landschaft genießen kann.

 

Seitdem drehe ich manchmal den Spieß um, lehne mich kurz vor dem Tagesziel auf dem Fahrersitz zurück, behalte den Lenker  mit gestreckten Armen fest im Griff und frage in Richtung Co-Pilot: Liebling, hast du schon darüber nachgedacht, was wir heute zu Mittag essen?

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