Zwei Paare in einem Wohnmobil: Bei aller Freundschaft, kann das gut gehen? Wo sich doch das eine schon oft genug auf die Füße tritt und manchmal auf die Nerven geht. Reisen zu Viert auf 14 qm, wenn das man nicht zur Scheidung der Freundschaft führt, dachte ich.
Sehr gute spanische Freunde von uns reisten schon nach Afrika und Jordanien, waren in Bulgarien und Nordamerika - aber noch nie in Deutschland. Und das, obwohl es auf Mallorca nur so von Deutschen wimmelt. Seit Jahren sprachen wir immer wieder davon, gemeinsam in mein Heimatland zu fliegen, aber nie kam es dazu. Bis Gabriel und ich nur noch mit dem Wohnmobil reisten. Bei einem gemeinsamen Essen (ich will auch den Wein nicht verschweigen) wurde die Idee geboren: Wir reisen zusammen und schlafen getrennt. Wir in unserer Magge und die beiden in Hotels.
Obwohl sie vorher schon eine Woche in Frankreich gewesen waren, brachten sie nur zwei Gepäckstücke mit. Auf beiden Seiten unseres Doppelbettes war dafür genügend Platz. Tagsüber über unserer Bettdecke ein Laken aus, auf dem Anoraks und Jacken, Tücher und Schals nicht störten.
Unsere gemeinsame Reise im Mai 2018 verlief harmonisch, war lustig und anregend, und das nicht nur wegen des Super-Wetters. Voraussetzung ist ein Grundverständnis aller Beteiligten füreinander und Rücksichtnahme auf die Bedürfnisse der Einzelnen.
Unsere Freunde sind viel mit ihrem Boot unterwegs und kennen das Leben im Mini-Format. Auf dem Meer ist man sogar noch bedingungsloser aufeinander angewiesen als auf der Straße. Wenn Zwei sich streiten oder sich auch nur auf den Keks gehen, gibt es auf dem Wasser kein Entkommen. Man kann nicht einfach aussteigen und sich mal kurz die Beine vertreten, bis der Kopf wieder klar ist.
Beide sind unkompliziert und haben sich vom ersten Tag an eingebracht und zum gemeinsamen Wohl beigetragen. Sei es beim Aufstellen der Campingmöbel oder mit Rangierhilfe beim Einparken, im Supermarkt oder in der Küche. Meine Zunge schmeckt noch heute ihre reichhaltigen Salate.
Für mich waren die Vorbereitungen eine echte Herausforderung. Normalerweise planen wir unsere Route nur sehr grob, wir wissen kaum mehr als in welche Himmelrichtung es gehen soll. So aber suchte ich schon Wochen im voraus Stellplätze, in deren Nähe (max. 1 km) sich mindestens zwei oder drei Hotels befinden, ohne diese schon zu buchen. Nur die erste Nacht sollte sicher sein und die letzte in der Nähe des Flughafens Stuttgart, von wo aus die beiden wieder nach Mallorca flogen.
Wir trafen uns in der Normandie und fuhren am 2. Mai die 600 km bis nach Überherrn im Saarland, kurz hinter der Grenze. Die Stationen von dort bis Nürtingen in der Nähe von Stuttgart hatte ich ungefähr festgelegt, aber nicht die genaue Reihenfolge oder Anzahl der Übernachtungen. In meiner Reiseleiter-Kladde führte ich eine Liste der Stellplätze mit den Hotels in der Nähe, komplett mit Adresse, Telefonnummer und Email-Anschrift. Plus Sehenswürdigkeiten und Möglichkeiten des Öffentlichen Nahverkehrs.
Abends besprachen wir, ob wir bleiben oder weiter fahren wollten, und am nächsten Morgen reservierte ich vom Beifahrersitz aus das Hotel. Bis auf zwei Male hat das bestens geklappt, und in diesen beiden Fällen erwiesen sich unsere Freunde als sehr flexibel. Im ausgebuchten Ladenburg nahmen sie mit einem Zimmer im Keller vorlieb, und in Freiburg mussten sie mit dem Taxi ins weit vom Stellplatz entfernt gelegene Hotel. Alles kein Problem.
Sie waren auch nicht ständig auf uns angewiesen. Meine Freundin holte ihre verschüttet geglaubten Deutschkenntnisse aus der Schulzeit hervor, und ihr Mann schlug sich auf englisch durch. So konnten wir uns auch mal für ein paar Stunden oder einen Abend voneinander trennen, was bekanntlich jeder Beziehung gut tut.
Zum Reisebericht von Überherrn bis Nürtingen im Mai 2018 geht es hier.
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